Direkt angrenzend an die Rügener Hafenstadt Sassnitz, liegt Deutschlands kleinster Nationalpark: der Nationalpark Jasmund mit weißer Kreideküste, blauem Meer und grünem Buchenwald – ein Stück unversehrte Natur, welche zum UNESCO-Weltnaturerbe erklärt wurde.
Der kleinste Nationalpark Deutschlands wird zwar oft auf seinen Dreiklang aus Kreide, Wald und Meer reduziert. Der Nationalpark Jasmund weist jedoch durch die komplexe Wirkung von Klima, Relief und Boden ein außergewöhnlich breites Spektrum an Lebensräumen auf, die in ihrem Zusammenspiel die Grundlage für eine reiche Tier- und Pflanzenwelt.
Strahlend weiße Felsen, steile Hänge und Blockstrände - die Kreideküste und somit das Steilufer des Nationalpark Jasmund ist ein besonderer Lebensraum, denn er steht befindet sich im stetigen Wandel.
Wasser, Wind und Wetter - die Naturgewalten beeinflussen stets das Kreidekliff mit seinem Steilufer und Blockstrand im Nationalpark Jasmund, welches seinen Ursprung vor knapp 70 Millionen Jahren in der Kreidezeit findet. Im Kreidemeer lagerten sich nach und nach Sedimente verstorbener Tieren, Pflanzen und Zellen ab, welche verkalkten und durch wechselnde Temperaturen sich zu Schichten aufbauten. Mit der letzten Eiszeit erfolgte dann enormer Druck auf diese Schichten und die Eismassen formten sie zu den Felsen, die wir heute bewundern. Wie eine Zeitkapsel haben die Felsen die Spuren der Erdgeschichte eingefangen und sind zeitgleich der ideale Lebensraum für zum Beispiel Uferschwalben und Wanderfalken.
Mit einem jährlichen Rückgang von circa 30 cm bleibt das Aussehen der aktiven Kreideküste niemals gleich und verändert sich stetig. Die Magie der weißen Felsen ist davon aber nicht betroffen. Egal zu welcher Jahreszeit - dieser Lebensraum beeindruckt mit 100 m hohen Felsen, Feuersteinbändern und Fossilien. Nach frischen Abbrüchen beeinflusst auch das Kliff mit seiner Kreide die anliegende Ostsee. Die helle Kreidemilch, abgebrochene Kreide welche sich in der Ostsee auflöst, ist ein beeindruckendes Naturschauspiel, welches insbesondere im Winter und Frühjahr zu beobachten ist.
Das besondere an Jasmunds Kreideküste? Durch die unterschiedlichen Höhenmeter hat der Kliffhangwald sich hier teilweise bis zum Strand im Laufe der Geschichte ausgebreitet und ist lediglich von Natur berührt worden.
Das aktive Kreidekliff ist nicht nur spannend zu beobachten, sondern kann auch ernstzunehmende Gefahren für Besucher bedeuten. Durch Erosion lösen sich regelmäßig Kreidebrocken aus der Hangwand, Abrütsche entstehen - doch wann genau, ist schlecht vorherzusagen. Daher empfehlen wir den Blockstrand und das Steilufer nur punktuell zu besuchen und komplette Wanderungen lieber immer oberhalb auf dem Hochuferweg zur eigenen Sicherheit durchzuführen.
Auch wenn es Kreidefelsen heißt, so ist das Material insbesondere im Hangbereich ein sehr weiches - daher nutzen Sie bitte ausschließlich die ausgewiesen Abstiege im Nationalpark. Klettern bedeutet im Umkehrschluss das Wege verlassen werden und ist im Nationalpark verboten.
Ein wunderbarer Alter Wald zeichnet den Nationalpark Jasmund aus. Die Alten Buchenwälder im Jasmund, seit 2011 mit 493 ha zur UNESCO-Welterbestätte "Alte Buchenwälder und Buchenurwälder der Karpaten und anderer Regionen Europas" gehörend, hatten in der Geschichte des Gebiets das Glück durch ihren Hangwald vor größerer forstwirtschaftlicher Nutzung sicher zu sein. Ein wirtschaftliche Nutzung war hier zu aufwändig, sodass diese Abschnitte ursprünglich blieben.
Andere Flächen im Nationalpark wurden aber von Menschenhand geformt und genutzt, sodass auch Fremdarten wie Nadelbäume im Gebiet Einzug erhielten. Mit Ausrufen des Nationalpark 1990 durchzieht der Wald einen Prozess zurück zum ursprünglichen Wald. Fremdarten wurden nach und entfernt und nun kann der Wald in seinem ganz eigenen Wandel sich gestalten. Im Frühjahr erstrahlt der Waldboden voller Frühblüher, die durch die unterschiedlichen Böden (Kreide-, Mergel-, Lehm- oder Sandboden) ganz unterschiedlichen Arten angehören, darunter die Kalkböden liebenden Orchideenarten wie das Weiße und Rote Waldvöglein. Nach der kurzen Blütenpracht, schließt sich mit zunehmenden Blattaustrieb das sommerliche Blätterdach des Buchenwaldes. Es wird dunkel und kühl trotz sommerlicher Temperaturen. Dadurch ist es auch eine Eigenart des Waldes keine Strauchschicht zu besitzen. Der Herbst bringt die bunte Blattfärbung und viele schmackhafte Buchecker für die zahlreichen Bewohner des Waldes.
Da in einem Nationalpark "Natur Natur sein lassen" das Motto ist, darf der Wald sich verändern wie es ihm beliebt. Sterbende Bäume fallen um und bleiben als Totholz und damit Lebensraum für viele Insekten und Schlangen wie Echsen liegen. Lediglich wenn offizielle Wanderwege betroffen sind, räumen die Ranger diese ein wenig zur Seite, entfernen sie aber nicht.
Ein kleiner Teil der Ostsee, um genau zu sein die Flachwasserbereiche bis zu 500m Entfernung der Küstenlinie, gehören ebenfalls zum Nationalpark Jasmund. Nicht ohne Grund wird er der Wilde Wald am Meer genannt.
Auf diesen Meeresböden finden sich unterseeische Kreiderücken, algenbewachsene Geröllfelder, Muschel - sowie Sandbänke und Schlickgründe. Da die Halbinsel Jasmund sehr sturmbetroffen ist, werden diese verschiedenen Lebensräume durch Brandungswellen und Eisschub regelmäßig freigespühlt und umlagert und befinden sich wie die Kreideküste in stetiger Veränderung.
Das besondere an der Ostsee ist, dass sie ein Brackwasser ist. Sie ist ein Gemisch aus Süß- und Salzwasser, was es ermöglicht, dass verschiedene Meeres- und Süßwasserlebewesen in ungewöhnlicher Weise nah nebeneinander leben lässt. Zu den größten Wasserlebewesen die man mit viel Glück im Nationalpark beobachten kann gehöhrt die Kegelrobbe.
Beliebt als Badegewässer sowie Angelgebiet zieht die Ostsee jährlich mehrere Millionen Gäste an - doch im Nationalpark gehören diese Themen nicht. In diesem sensiblen Bereich darf innerhalb des Schutzgebiets nicht geangelt oder gebadet werden.
Auch unscheinbare Räume wie Quellen, Bäche und Seen, die Moore oder Kalktrockenrasen berreichern das reiche Spektrum des Nationalparks.
Für die Artenvielfalt brauch es mehr als nur einen Lebensraum. Daher ist es ein wesentliches Schutzziel des Nationalparks einen naturnahen Wasserhaushalt zu schützen. Die Quellen und Bäche transportieren das Wasser durch das Gebiet und formen zeitgleich die Landschaft.
Im Nationalpark gibt es selbst nur wenige Seen und Weiher. Dennoch sind diese beispielsweise der Herthasee überall bekannt. So war dieser schon vor Schutzgebietszeiten ein beliebtes Ausflugsziel, ist sagenumwobend und fand sogar eine Erwähnung in Fontanes Effi Briest.
Leider sind die meisten größeren Gewässer bereits verlandet, sodass für den Wasserhaushalt insbesondere die Moore im Nationalpark eine wichtige Speicherfunktion besitzen. Über 100 kleinere und größere Moore verteilen sich im gesamten Gebiet, darunter vorallem Quell-, Durchströmungs-, Kessel- und Versumpfungsmoore. Ähnlich wie Teile des Waldes wurden viele Moorgebiete genutzt und versucht durch Menschenhand trocken zu legen. Daher läuft gegenwärtig ein Programm zur Moorrevitalisierung im Nationalpark Jasmund. Denn nur funktionierende Moore können als gesunder Lebensraum für viele Arten wie Sumpfschwertlilien, Wollgras, Sonnentau sowie Rotbauchunken dienen.
Ein besonderer Lebensraum ist außerdem auch der Kalktrockenrasen. Abbruchflächen am Kreidekliff aber auch innerhalb des Gebiets, wie im Westen des Nationalparks, werden von besonderen Gräsern und Kräuter besiedelt.
Der Nationalpark schützt besonders seltene und wertvolle Lebensräume mit ihrer Tier- und Pflanzenwelt. Wer als Besucher ein paar einfache Regeln beachtet, unterstützt ihren Schutz und sorgt dafür, dass auch unsere Enkel und Urenkel diese einmalige Natur erleben können. Auf Brutplätze von Vögeln wirken zum Beispiel bereits kurzzeitige oder einmalige Störungen gravierend. Viele Arten brauchen absolute Störungsfreiheit. Deshalb beginnt abseits der Wege das Reich der Tiere und Pflanzen.
Mehr Informationen zu den Regeln im Nationalpark jasmund finden Sie auf der Website der Nationalparkverwaltung unter www.nationalpark-jasmund.de
Überall gilt: Auf den Wegen läuft und fährt es sich am besten und abseits der Wege beginnt das Reich der Tiere.
Das aktive Kreidekliff ist nicht nur spannend zu beobachten, sondern kann auch ernstzunehmende Gefahren für Besucher bedeuten. Durch Erosion lösen sich regelmäßig Kreidebrocken aus der Hangwand, Abrütsche entstehen - doch wann genau, ist schlecht vorherzusagen. Daher empfehlen wir den Blockstrand und das Steilufer nur punktuell zu besuchen und komplette Wanderungen lieber immer oberhalb auf dem Hochuferweg zur eigenen Sicherheit durchzuführen.
Auch wenn es Kreidefelsen heißt, so ist das Material insbesondere im Hangbereich ein sehr weiches - daher nutzen Sie bitte ausschließlich die ausgewiesen Abstiege im Nationalpark. Klettern bedeutet im Umkehrschluss das Wege verlassen werden und ist im Nationalpark verboten.
Die Devise in einem Nationalpark ist: Nichts mitnehmen und nichts zurück lassen. Daher ist jeder dazu angehalten, seinen Müll auch wieder mit nach Hause zu nehmen. Daher gibt es auch nur an wenigen Stellen im Schutzgebiet Mülleimer. Würden vermehrt Mülleimer entlang der Wanderwege stehen, besteht die Gefahr, dass Tiere diese als Nahrungsquelle ansehen und dadurch krank werden könnten. Wind könnte den Müll verteilen und je mehr Mülleimer bestehen, kommt es auch vor, dass Menschen Ihren privaten Müll mitten im Wald entsorgen. Daher wird überwiegend im Gebiet auf das Aufstellen von Mülleimern verzichtet. Lediglich an den Nationalparkeingängen sowie bei unseren beiden Häusern (Nationalpark-Zentrum und UNESCO-Welterbeforum) gibt es Mülleimer, da diese regelmäßig kontrolliert und geleert werden.
Wie nichts zurück gelassen wird, so wird genauso wird nichts aus der Natur, egal ob Pilze, Pflanzen oder Fossilien, mitgenommen, um die Lebensräume nicht zu (zer-) stören.
Der vierbeinige Freund kann sehr gerne mit Ihnen gemeinsam den Nationalpark entdecken. Bitte beachten Sie, dass im Schutzgebiet ganzjährig Leinenpflicht besteht.
Sollten Sie für die Hinterlassenschaften ihres Hundes eine Tüte nutzen, entsorgen Sie diese bitte in den Mülleimern an den Nationalparkeingägnen, beim Nationalpark-Zentrum KÖNIGSSTUHL oder UNESCO-Welterbeforum. Entsorgen Sie die Tüten bitte nicht im Wald!
Halten Sie bitte Abstand zu Wildtieren und vermeiden Sie Lärm. So können Sie und die Tiere sicher das Aufeinandertreffen erleben und Ihre Chance für ein schönes Erinnerungsfoto wird größer.
Beachten Sie auch, dass im Nationalpark, wie in allen Naturschutzgebieten, ein generelles Flugverbot für Drohnen gilt.
Das Nächtigen außerhalb von Campingplätzen und festen Gebäuden ist verboten. Sie brauchen daher ihr Camping-Equpiment nicht mit zu bringen, wenn Sie den Nationalpark besuchen. Genauso ist das entzünden von Feuern untersagt.
Auch wenn die Vielzahl der Regeln erstmal erschlagend wirkt, so kann man aktiv den Nationalpark Jasmund entdecken. Einer Wanderung, ob mit oder ohne Hund, einer Radtour oder einem Ausritt steht bei beachten der Regeln nichts im Wege. Mit viel Ruhe und Geduld lassen sich Tiere und Pflanzen in den verschiedenen Jahreszeiten beobachten und die Natur kann ihre beruhigende Wirkung auf jeden Besucher entfalten.
Mehr Informationen zum aktiven Aufenthalt im Nationalpark jasmund finden Sie auf der Website der Nationalparkverwaltung unter www.nationalpark-jasmund.de
Nutzen Sie gerne unsere Wander- und Radkarte der Halbinsel Jasmund. Dann haben Sie einen guten Überblick über die möglichen Wege für Ihre Erkundungstour im Nationalpark Jasmund. Weitere Informationen können Sie im Vorfeld auch der Karte der Nationalparkverwaltung unter www.nationalpark-jasmund.de entnehmen.
Beachten Sie bitte, dass der Funkempfang im Gebiet eingeschränkt ist und daher Online-Karten nicht immer aufrufbar sind. Auch enthalten Kartendienste und Wanderapps gerne Fehler und weisen Wege aus, welche keine sind. Achten Sie daher stets vor Ort auf die Wanderwegsymbole sowie Wegweiser im Gebiet.