Der Nationalpark Jasmund beherbergt ein einzigartiges Stück Natur: die von Menschenhand fast unberührten Alten Buchenwälder. Vor rund 4.000 Jahren bedeckten sie riesige Flächen Europas, heute ist davon nicht mehr viel übrig.
Das Waldwelterbe besteht aus 94 Teilgebieten in 18 Nationen Europas und ist hiermit die größte transnationale Welterbestätte der Welt.
Eines der 94 Teilgebiete befindet sich im Herzen des Nationalparks Jasmund. Es umfasst eine Fläche von 493 ha und zählt zu den letzten unversehrten Wäldern Europas. Es repräsentiert zusammen mit vier weiteren Teilgebiete in Deutschland die wertvollsten verbliebenen Reste großflächiger naturbelassener Buchenbestände in unserem Land.
Direkt am schönsten Wanderweg des Nordens, dem Hochuferweg,dem Hochuferweg, befindet sich das UNESCO-Welterbeforum. Ein Wanderstützpunkt der dem Buchenwälder-Welterbe auf Jasmund gewidmet ist und im Juni 2017 von Bundeskanzlerin Angela Merkel eröffnet wurde.
Wanderer und Radfahrer können sich hier über das Phänomen Alte Buchenwälder informieren oder einfach nur im Grünen verweilen und die Seele baumeln lassen. Kinder können sich am umgebenden Waldspielplatz austoben.
Das „Übereinkommen zum Schutz des Kultur- und Naturerbes der Welt” wurde 1972 von der UNESCO verabschiedet. Es ist das international bedeutendste Instrument zum Schutz unseres weltweiten Erbes der Menschheit.
Der außergewöhnliche universelle Wert bezeichnet eine so herausragende Bedeutung, dass sie die nationalen Grenzen durchdringt und sowohl für gegenwärtige als auch für zukünftige Generationen von Bedeutung ist. Welterbestätten gehören somit nicht allein den Staaten, auf deren Territorien sie sich befinden, sondern sie sind ideeller Besitz der gesamten Menschheit.
Als Weltnaturerbe werden einzigartige Naturphänomene, als Weltkulturerbe herausragende menschliche Kulturleistungen bezeichnet. Diese einmaligen Naturlandschaften, Lebensräume für Tiere und Pflanzen, geologischen Formationen, Kulturlandschaften und Kulturgüter bilden zusammen die UNESCO-Welterbeliste. Sie ist das wichtigste Instrument der Welterbekonvention. Voraussetzungen für die Aufnahme in die Welterbeliste sind vor allem der außergewöhnliche universelle Wert einer Stätte, ihre Unversehrtheit und die Gewährleistung ihres Schutzes.
Derzeit umfasst die Welterbeliste 1154 Stätten in 167 Staaten. Von diesen sind 897 Kulturerbestätten, 218 Naturerbestätten und 39 so genannte „Mixed Sites”, die sowohl Kultur- als auch Naturerbestätte sind. Die „Liste des gefährdeten Welterbes” zählt 52 Stätten, darunter die Regenwälder Madagaskars, der Nationalpark Virunga, die Historisches Zentrum von Wien und die Altstadt und Stadtmauer von Jerusalem (Stand Juli 2021).
Es ist die besondere Durchsetzungskraft, die die Buchenwälder auszeichnet. Sie haben es nach der letzten Eiszeit geschafft, aus ihren kleinen Rückzugsgebieten heraus weite Teile Europas wiederzubesiedeln.
Buchenwälder absorbieren mit ihren nahezu lückenlosen Kronendächern fast sämtliches zur Verfügung stehendes Licht. In ihrem Schatten können daher nur angepasste Tiere, Pflanzen und Pilze überleben. Die Buchenwälder sind trotzdem bevorzugter Lebensraum für viele Arten. Diese sind alle hoch spezialisiert und haben sich seit Jahrtausenden an das Schattenreich angepasst.
Die Buchenwälder sind sehr konkurrenzstark und würden heute ohne den menschlichen Raubbau nahezu alle Areale in Europa besetzen. Sie gedeihen auf reichen Kalkböden und mageren Sandflächen, an trockenen und feuchten Standorten, im Gebirge wie auch im Tiefland.
Die nacheiszeitliche Wiederbewaldung ist ein Prozess, der sich an keiner anderen Stelle der Welt so gut dokumentieren lässt wie in den noch verbliebenen Alten Buchenwäldern Europas.
Diese haben ihre ökologische Verbreitungsgrenze noch nicht erreicht; sie erobern nach wie vor neue Gebiete.
Die nacheiszeitliche Wanderung der Buchenwälder begann parallel zur menschlichen Besiedlung Europas vor mehr als 4.000 Jahren. Durch die enge Verzahnung der Geschichte von Mensch und Buchenwald stellt dieser heute für die meisten Mitteleuropäer den Inbegriff von Wald dar.
Tief verborgen und gut geschützt im Nationalpark Jasmund liegt ein winziger Teil eines unversehrten Alten Buchenwaldes. Hier konnte er die Jahrhunderte überdauern und seinen natürlichen Charakter bewahren.
Durch einen beispiellosen Raubbau in den letzten 200 Jahren wurden die Alten Buchenwälder auf 0.02% ihrer einstigen Ausbreitungsfläche zurückgedrängt. Heute sind sie nur noch in wenigen Gegenden in Europa zu finden, unter anderem auf der Insel Rügen. Die Alten Buchenwälder auf Jasmund gehören zu den letzten unversehrten Wäldern Europas, in denen der natürliche Kreislauf von Werden und Vergehen durch nichts gestört wird und noch ewig fortbesteht. Durch ihre einmalige Einbettung in die umliegende Landschaft, verbunden mit dem weiten Blick über die Ostsee und auf die Kreideküste, werden die Wälder noch wertvoller.
Die Alten Buchenwälder auf Jasmund sind von so herausragender Bedeutung, dass die UNESCO sie gemeinsam mit anderen ausgewählten Buchenwäldern zum Weltnaturerbe erklärte. Sie sind ein ganz besonderes europäisches Erbe, das nicht hoch genug gewürdigt werden kann.
Alte Buchenwälder zählen weltweit zu den stark bedrohten Lebensräumen.
Anders als in vielen Stätten des UNESCO Weltkulturerbes, wo es darum geht, konservierend einzugreifen, lautet das Prinzip zum Schutz der Buchenwälder: Nicht eingreifen! Nur so lässt sich dieses großartige Erbe auch für zukünftige Generationen der Menschheit erhalten. Im Nationalpark Jasmund kann sich die Natur seit Jahrzehnten von den Spuren menschlicher Nutzung erholen, so dass sich langsam wieder natürliche Prozesse einstellen. Die Alten Buchenwälder finden in ihre eigene Ordnung und Dynamik zurück.